In tiefer Trauer nehmen wir Abschied von unserem Gründer und Freund Bruno Müller, der am 10. Dezember 2024 im Alter von 86 Jahren von uns gegangen ist. Bruno war ein Mann von aussergewöhnlicher Willensstärke, Loyalität und Grosszügigkeit. Sein scharfer Verstand, seine Ausdauer und sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn waren ein Geschenk, das den Verein tief geprägt hat.
Kindheit und Jugend
Bruno wurde am 3. Oktober 1938 in Wittenbach im Kanton St. Gallen geboren und wuchs in Feuerthalen am Rhein im Kanton Zürich auf. Eine wichtige Erinnerung aus seiner Kindheit war das Bombardement von Schaffhausen und Feuerthalen im Jahr 1945. Die Alliierten peilten den deutschen Feind an und trafen stattdessen Schweizer Ziele. Dieses schreckliche Ereignis hinterliess tiefe Spuren in Bruno und prägte sein Verständnis für die Herausforderungen und Unberechenbarkeiten des Lebens.
In den schwierigen Nachkriegsjahren übernahm Bruno schon früh Verantwortung, sammelte häufig Holz im Wald und kümmerte sich um die Hasen, die die Familie hielt. Diese Erlebnisse formten nicht nur seinen Charakter, sondern führten auch dazu, dass er später nie wieder Hase essen wollte.
Bruno war ein lebhaftes und vielseitig interessiertes Kind. In der Kiesgrube gleich neben seinem Elternhaus spielte er stundenlang “Räuber und Poli“ mit seinen Freunden und war auch ein begeisterter Fussballer. Darüber hinaus entdeckte er früh seine musikalische Begabung und wurde Teil eines erfolgreichen Knabenchors in Schaffhausen, mit dem er viele Auftritte hatte. Noch Jahrzehnte später bestand er jede Weihnacht darauf, traditionelle Weihnachtslieder mit der ganzen Familie zu singen und führte mit seiner noch immer kräftigen Tenor-Stimme den Gesang an.
Brunos schulische Leistungen waren gut, auch wenn ihn die Schule weniger interessierte als seine vielen Hobbys. Im Anschluss an die obligatorische Schulzeit absolvierte er eine Lehre als Kaufmann. Das schien damals eine vernünftige Wahl für einen jungen Mann aus der Arbeiterschicht.
Beruflicher Werdegang
Nach der Lehre sammelte Bruno erste Berufserfahrungen. Doch immer mehr wuchs in ihm der Wunsch an, Medizin zu studieren. Um diesem Traum näherzukommen, machte er mit Unterstützung seines älteren Bruders Rolf die Matura am Walliser Collège Saint-Maurice. Das langersehnte Studium konnte er sich dennoch nicht leisten, weshalb er weiterhin als kaufmännischer Angestellter arbeitete.
In den frühen 1960er-Jahren lernte Bruno die Liebe seines Lebens, Maria Morath, kennen. Sie war eine intelligente, ehrgeizige und lebhafte junge Frau und für ihre Zeit sehr selbständig. Maria hatte zuvor mehrere Jahre in den USA gelebt und gearbeitet. 1963 heirateten die beiden, und ein Jahr später wurde ihr erster Sohn Ralph geboren.
Bruno träumte weiterhin von einem Medizinstudium, doch in der Schweiz war es damals nicht möglich, nach dem 25. Lebensjahr ein Studium aufzunehmen. Daher entschied sich das junge Paar, 1965 mit dem Schiff in die USA auszuwandern. Sie lebten mit ihrem Kind zunächst in der Nähe von Harlem in New York und später in Syracuse. Obwohl beide Vollzeit arbeiteten, reichten die Mittel dennoch nicht aus, um ein Studium zu finanzieren. Bruno war tief enttäuscht, aber Realist genug, um die Situation zu akzeptieren. Aus diesem Grund kehrte die kleine Familie 1967 in die Schweiz zurück, wo Bruno bei einem Ableger der amerikanischen Firma, für die er in den USA gearbeitet hatte, eine Anstellung fand.
Ende der 1960er-Jahre erhielt Bruno die Chance, bei der Firma Schelb Badezimmerschränke einzusteigen und übernahm diese kurze Zeit später. So wurde die Bruno Müller + Co AG – kurz müco – gegründet. Und obwohl er lieber Arzt geworden wäre, bewies Bruno immer wieder, dass er sehr gute Instinkte als Geschäftsmann hatte.
Während der grossen Baukrise in den 1970er-Jahren diversifizierte das Unternehmen, indem es sich auf Metallbau und Auftragsarbeiten spezialisierte. Mit der Zeit erweiterte sich das Angebot um Bereiche wie Lichtbau, Fotoentwicklungsanlagen und Röntgengeräte. In diese intensive Zeit fiel auch die Geburt der drei weiteren Söhne Mark (1972), Oliver (1973) und Patrick (1979), die zunächst in Feuerthalen und später in Hitzkirch aufwuchsen. Seine Frau Maria war ebenfalls im Betrieb tätig und als wichtige Stütze für Buchhaltung und Administration verantwortlich. Zusammen waren sie, was man heute ein Dream-Team bezeichnen würde.
Bei der Arbeit waren Bruno Verlässlichkeit und Qualität stets von zentraler Bedeutung. Zudem war er ein geschickter Geschäftsmann und Verhandler, der dank seines ausgeprägten Sinns für Gerechtigkeit immer einen fairen Deal für beide Seiten anstrebte. Dies führte dazu, dass er viele seiner Kunden über Jahrzehnte hinweg beliefern durfte und enge geschäftliche Beziehungen pflegte, von denen sich viele darüber hinaus zu Freundschaften entwickelten.
Persönliches Leben
Bruno Müllers persönliches Leben war stark von seiner Arbeit geprägt, doch sein unermüdlicher Einsatz galt letzten Endes seiner Familie, die für ihn oberste Priorität hatte, auch wenn er ihr oft nicht sehr viel Zeit widmen konnte. Er arbeitete hart, um seinen Angehörigen ein sicheres und gutes Leben zu ermöglichen, und betonte immer, dass seine Bemühungen vor allem der Zukunft seiner Kinder zugutekommen sollten. Dabei sah er sich gerne in der Rolle des Familienoberhaupts alter Schule, das mit Umsicht und Verantwortung für das Wohl aller sorgte. Seine Söhne wussten das nicht immer zu schätzen und hätten sich manchmal einen etwas zugänglicheren Vater gewünscht, der seine Gefühle offener gezeigt hätte.
Bruno förderte seine Kinder mit grossem Engagement und einem starken Willen, ihnen bestmögliche Chancen zu eröffnen. Er war auch an der Entwicklung und dem Fortkommen seiner Enkelkinder interessiert, auch wenn er nie der Grossvater war, der mit ihnen gespielt oder sie gehütet hätte. Bruno war stolz auf die Werte, die in seiner Familie gelebt wurden, und es war ihm wichtig, dass Zusammenhalt und Loyalität weiterhin eine zentrale Rolle spielen sollten.
Nach dem Tod seiner geliebten Frau Maria im Jahr 2015 veränderte sich Brunos Leben stark. Wie wichtig Maria für Bruno gewesen war, zeigte sich im ganzen Umfang nach ihrem Tod. Bruno war jahrelang untröstlich, besuchte mehrmals täglich Marias Grab und war manchmal in seinem Schmerz nur schwer zu erreichen. Auch nicht für seine Kinder. Maria war immer das Herz der Familie gewesen, das alle Mitglieder zusammenhielt. Ohne sie fiel es Bruno schwer, die familiären Verbindungen mit der gleichen Intensität wie zuvor zu pflegen. Dennoch blieb er ein verlässlicher Ansprechpartner und ein Ruhepol für seine Angehörigen, die vor allem in herausfordernden Zeiten auf ihn zählen konnten. Auch wenn Bruno ihre Meinungen nicht immer teilte oder Entscheidungen begrüsste.
Obwohl Brunos Leben stark von seiner Arbeit bestimmt wurde, fand er immer auch Zeit für andere Aktivitäten. So war er über Jahrzehnte hinweg ein aktives Mitglied der Männerriege des Bürgerturnvereins Luzern. Mit Begeisterung nahm er an Turnstunden, Wanderungen und Vereinsanlässen teil und knüpfte dabei tiefe Freundschaften. Selbst als ihm der Weg von Hitzkirch nach Luzern zu weit wurde, blieb er dem Verein als treuer Gönner verbunden und unterstützte die Gemeinschaft mit aussergewöhnlichem Engagement. Zudem war er ein passionierter Jasser, der die Gemeinschaft und die Geselligkeit mit seinen Jass-Freunden bis zuletzt schätzte. Auch die Zeit, die er mit seinen Wanderkollegen in der Natur verbrachte, war ihm wichtig und gab ihm Gelegenheit, den Alltag hinter sich zu lassen.
In seinem hohen Alter war er immer noch fit genug, sich neuen Herausforderungen zu stellen – auch bekannt als PC, iPhone, Mail, Scanner und eBanking. Seine Beharrlichkeit und der Wille, Neues zu lernen, war immer wieder überraschend und spornte andere an, selber dran zu bleiben.
Ein besonderes Kapitel in Brunos Leben war sein Einsatz für das Hilfswerk “Freunde für Matibi”, das er vor 20 Jahren mitbegründete. Der Verein unterstützt ein Missionsspital sowie Schulen in Matibi, Simbabwe, und bietet jungen Menschen Ausbildungsmöglichkeiten in verschiedenen Berufen. Bruno widmete diesem Werk viel Herzblut und Ressourcen, und seine Familie trug diese Arbeit mit, allen voran sein Sohn Oliver und dessen Frau Baki. Das Spital, das ein weites Gebiet versorgt, steht bis heute für das Engagement und die Grosszügigkeit, die Bruno auszeichneten.
Abschliessende Würdigung und Ausblick
Mit Bruno verlieren wir eine bemerkenswerte Persönlichkeit, einen Mann, der sein Leben in den Dienst seiner Familie, seiner Arbeit und der Gemeinschaft gestellt hat. Sein unermüdlicher Einsatz, seine Grosszügigkeit und seine tief verwurzelten Werte bleiben unvergessen. Ebenso unvergessen bleibt seine nie versiegende Debattierfreude, seine manchmal spartanische Ader sich selbst gegenüber und wie er beim Abschied immer auf dem Balkon oder draussen vor der Tür stand und winkte.
So nehmen wir Abschied von Bruno und sind dankbar dafür, dass wir ihn kennenlernen durften, aber auch traurig darüber, dass wir nie mehr einen Kaffee und eine Crèmeschnitte mit ihm geniessen können oder erleben dürfen, wie er einmal mehr einen Gemüseteller bestellt oder wie er, wie gewohnt, bei einer Diskussion das letzte Wort behält, nicht, weil er die besten Argumente hat, sondern die grösste Ausdauer.
Wir werden die vielen Erinnerungen an ihn in Ehren halten. Sein Erbe lebt in seiner Familie und den vielen Menschen, die er inspiriert hat, weiter. Wir vertrauen darauf, dass er nun in Frieden ruht, vereint mit seiner geliebten Maria.
Leb wohl, Bruno!